Mittwoch, 27. Dezember 2017

Hola El Salvador

Im Zick-Zack durch Guatemala in Richtung Südosten nach El Salvador. Mit 4 Bussen haben wir uns in  6h von Antigua zur Grenze in Valle Nuevo vorgearbeitet. Es gibt auch andere Verbindungen, doch wir wollten nicht in Guatemala-City umsteigen. Dann konnten wir entspannt über den Grenzfluss spazieren. Die Formalitäten gingen leicht von der Hand und überall standen Plakate, dass dieser Service kostenlos ist und Fehlverhalten direkt an eine Telefonnummer zu melden ist. Viel transparenter als in Mexiko. Auch wenn man natürlich nicht alles vergleichen soll....



Nach einem tollen Sonnenuntergang in El Salvador haben wir uns noch zu dem kleinen Bergort Tacuba durchgeschlagen. Die nächsten Tage nutzten wir um den nahe gelegenen Parque National El Impossible zu erkunden. Unser Guide William führte uns querfeldein durchs Unterholz, ein richtiger Weg war kaum zu erkennen (minimal impact). Um eine kleine Erfrischung im "Paradies" genießen zu können, wurde auch spontan noch ein wenig abgeseilt. Der Ausflug war auf jeden Fall fordernder als den Acatenango zu besteigen... 
Doch am besten war die Tour durch den Canyon ("Siete cascadas"). Dort konnte man verschiedene Wasserfälle mit kurzen Sprüngen ins kalte Nass bezwingen. Das hat richtig Spaß gemacht und kostete bei bis zu 10m Höhe und Felsvorsprüngen einiges an Konzentration und Überwindung.
Ähnlich abenteuerlich war auch die Rückfahrt, der Allrad-Pickup, der uns am Morgen noch sicher in den Wald gebracht hatte, ist leider auf dem Rückweg gestorben. So wurden wir Zeugen einer abenteuerlichen Abschleppaktion mit Kletterseil in definitivem Allradgelände den Berg hinauf, um Spitzkehren, der reine Wahnsinn. Leider musste die Rettungsaktion dann doch abgebrochen werden, als der Landcruiser den dann gar nicht mehr mobilen Pickup nicht mehr ziehen konnte. Für uns war die Wartezeit jedenfalls sehr kurzweilig, zumal wir nette Begleitung aus Dänemark und England hatten.
Für die extra spannende Rückfahrt gab es dann auch noch kostenlos Pupusa als Entschädigung für die Unannehmlichkeiten. Pupusa ist ein Nationalgericht in El Salvador, bestehend aus Maistortillas gefüllt mit wahlweise Käse, Gemüse, Fleisch, Fisch, Bohnen oder einer Kombination. Es wird mit einer Art Kohlsalat und scharfer Sauce kombiniert und ist wirklich sehr lecker. 















Die "Ruta de las Flores" (Route der Blumen) ist die Kaffeeregion in El Salvador und auch bei den Einheimischen ein beliebtes Ausflugsziel. Jedes Wochenende finden "streetfood markets" (Essensfestivals) statt. Dort haben wir natürlich auch ordentlich geschlemmt und lokalen Kaffee gekostet. In El Salvador gab es viel mehr nationale Touristen als internationale "gringos" und es war schön zu sehen, dass auch viele der Einheimischen Reisen und das Leben genießen. Zwischen den Ortschaften Ahuachapan und Juayua erstreckt sich die Gebirgsregion Sierra Apaneca auf bis zu 1800 m und bietet wunderschöne Ausblicke auf Vulkane, grüne Täler und natürlich viele blühende Bäume und Sträucher am Wegesrand. Besonders gefallen hat uns der kleine Ort Concepción de Atacó mit seinen Kopfsteinpflasterwegen und vielen bunten Wandgemälden. Hier gab es auch das beste Fleisch vom Grill in ganz El Salvador unserer Meinung nach.




















Montag, 18. Dezember 2017

Xela - Acatenango - Antigua

On the the Road again oder besser immer noch. Man ist immer unterwegs, doch es gibt ganz unterschiedliche Erfahrungen, je nachdem welches Transportmittel man wählt.
Die langen Strecken vom Anfang in Guatemala sind wir mit Touristenshuttlen unterwegs gewesen um "relativ" zügig voranzukommen. Vom Lago Atitlan nach Quetzaltenango oder Xela, wie die Einheimischen kurz sagen, ging es  im 2. Klasse Bus.




Xela ist die zweitgrößte Stadt in Guatemala und angenehm "untouristisch", es geht eher beschaulich zu. Am zentralen Platz mit Kathedrale und repräsentativen Gebäuden aus der Kolonialzeit lässt sich herrlich das Treiben beobachten. Die meisten Touristen kommen um Wanderausflüge auf die nahe gelegenen Vulkane, unter anderem den höchsten Berg Zentralamerikas Tajumulco, oder die schöne Umgebung des Altiplano von Guatemala zu machen. Wir sind zu bunten Kirchen in einen kleinen Ort in der Umgebung aufgebrochen und waren die einzigen Touristen. Heiße Quellen in der Nähe haben wir zur Entspannung und zum Aufwärmen genutzt. Doch in Vorbereitung auf unsere Vulkanbesteigung haben wir auch einen kleineren Trek zu einem aktiven Vulkan unternommen. Es ging 5 Uhr früh los und war noch sehr kalt, denn Xela liegt auf über 2000m ÜNN.  Es ging in völliger Dunkelheit, bei knapp über 5 Grad Cesius steil die Flanke des Vulkanes Santa Maria empor, bis der Weg zum Aussichtspunkt auf den Schlot des Santiaguito abzweigte. Dort haben wir fast 2h gewartet und gefroren bis explosionsartig eine Wolke über ihm aufstieg. Zum Glück hat die in der Zwischenzeit aufgegangene Sonne uns wieder erwärmt.





Der 2. Klasse Bus, besser bekannt als "Chicken Bus", dient den Einheimischen als Transportmittel der Wahl. Wo der Name herkommt kann ich nicht genau sagen, zwei Erklärungsversuche. Erstens die Einheimischen transportieren sehr oft ihre Hühnchen im Bus oder zweitens wenn der Bus richtig aufgefüllt wird, fühlt man sich wie in einer Legebatterie...
Wie in der Achterbahn sind wir im ausgemusterten Schulbus (Chicken Bus) die Serpentinen zurück nach Antigua geflogen, um den vollsten Bus bisher zu erleben. Die Sitzreihen (2 Plätze) waren links und rechts vom Gang bereits mit je drei Erwachsenen besetzt. Doch dazwischen standen ebenfalls nochmal zwei Erwachsene, sodass sich insgesamt 8 Personen in einer Reihe befanden. Nein, man konnte sich nicht mehr bewegen - auch wenn sich der Abkassierer noch gummiartig durchgeschlungen hat. Bei der Ankunft stellte sich der Grund für den Ansturm heraus - die Weihnachtslichterdekoration wurde feierlich auf dem Plaza eingeweiht. 
Wir waren jedenfalls geschafft, aber auch Feuer und Flamme am nächsten Tag den 3967m hohen Acatenango zu besteigen. Es ging nicht ganz so früh los, doch dafür stetig bergauf. Am Anfang passierten wir Maisfelder, gegen Mittag durchstreiften wir den Nebelwald. Die Wolken, die durch die Bäume zogen, gaben dem Ganzen eine mystische Stimmung. Nach 6h erreichten wir unser kleines Basislager für die Nacht. Es hatte einen fantastischen Blick auf den sehr aktiven Vulkan El Fuego, der mit der einen oder anderen Eruption seinem Namen alle Ehre machte. Anfangs sahen wir nur riesige Aschewolken aufsteigen und hörten immer wieder lautes Donnern und Grollen. Nach einer Stärkung am Lagerfeuer und einem tollen Sonnenuntergang zeigte sich dann endlich der leuchtend orangerote Lavastrom bei jedem Ausbruch - wirklich atemberaubend. Nach einer viel zu kurzen Nacht ging es vier Uhr morgens weiter zum Sonnenaufgang auf den Gipfel. Das Wetter war herrlich klar und man hatte freie Sicht auf Antigua, Guatemala-Stadt in der Ferne und die Vulkane El Fuego und Aqua. Es dauerte noch etwas bis sich die Sonne zeigte, doch in der ausgeliehenen Daunenjacke ließen sich die Temperaturen von knapp unter Null ganz gut ertragen. Der Sonnenaufgang war wunderschön und nach einer Runde um den Krater sind wir wie "Sandskifahrer" an der Flanke des Berges bis zum Basecamp gerutscht, was wirklich Spaß gemacht hat. Der ganze Tripp war weniger anstrengend und kalt, als vorher angenommen und gehört.




















Nach all der Action haben wir uns noch einen entspannten Tag in Antigua gegönnt und sind durch ein paar Klöster und Kirchen geschlendert. Geschlendert ist sicherlich geschönt, der eine oder andere hätte es auch als Hardcore Sightseeing erkannt. Vom Cerro de la Cruz haben wir uns unseren Weg durch die wunderschöne Altstadt von Antigua gebahnt zum früher bedeutendsten und größten Kloster Santo Domingo bis zum Kloster San Francisco vorbei an vielen Kirchen oder das, was davon noch steht. Auch die Gotteshäuser haben unter den zahlreichen Erdbeben der letzten Jahrhunderte gelitten. Zum Glück hat Antigua für die zahlreichen Touristen aus aller Welt kulinarisch einiges zu bieten, sodass man beim gepflegten Rinderfilet mit Rotwein seinen Akku wieder aufladen kann. Antigua ist immer wieder einen Besuch wert!















Mittwoch, 13. Dezember 2017

Antigua - Chichi - Lago Atitlan

Nach so viel Natur freuten wir uns nun schon auf etwas Zivilisation und Kultur im schönen Antigua und konnten es kaum erwarten nach erneuter längerer Busfahrt endlich kühle Bergluft zu schnuppern. Antigua war das frühere koloniale Zentrum der Spanier, bevor sie es aufgrund der häufigen Erdbeben und damit einhergehender Zerstörung verließen. Heute ist die Altstadt als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt. Es gibt viele alte Klöster und Kirchen, die zum Teil immer wieder aufgebaut und hergerichtet wurden und zum Teil nur noch als baufällige Ruinen zu besichtigen sind. Die alten Kolonialhäuser mit ihren Holztüren und Türklopfern sind zumeist sehr gut erhalten und mit den Kopfsteinpflasterstraßen fühlt man sich direkt in eine andere Zeit versetzt. Erfreulicherweise fand auch gerade ein Blumenfestival statt, das sehr viele Besucher anlockte. Im Zentrum und am Plaza Central gab es diverse kreative Blumengestecke zu bewundern, welche am Samstag von einer Jury bewertet wurden. Wir nutzten die Zeit, um die schöne Altstadt zu besichtigen und eine Auswahl der kulinarischen Vielfalt zu probieren. 








Am Sonntag ging es zum Markttag nach Chichicastenango oder kurz Chichi genannt. Der große lokale Markt hat sich mittlerweile gut an den Tourismus angepasst und bietet alle möglichen Souvenirs aus unterschiedlichen Regionen Guatemalas an. Das Markttreiben ist sehr geschäftig und vor allem die einheimischen Frauen in ihren farbenfrohen Trachten sehr hübsch anzuschauen. Die leuchtend bunten Farben der Textilien, Masken und sonstigen Waren bieten unzählige tolle Motive. (Aus Platzmangel haben wir uns primär auf Fotos als Mitbringsel beschränken müssen.) 
An den beiden weiß leuchtenden Kirchen verschmelzen Christentum und alter Mayaglaube sichtbar und friedlich miteinander. In und um die Gotteshäuser werden Zeremonien und Rituale abgehalten und es riecht nach Weihrauch und anderen exotischen Düften. Auch der Friedhof mit seinen bunten Grabstätten ist interessant anzusehen.  Zwischen den Gräbern konnte man einen kurzen Blick auf zeremonielle Kultstätten der Maya-Bevölkerung erhaschen.


















Nach dem Markt gings direkt weiter an den Lago Atitlan. Mit dem Boot fuhren wir quer über Guatemalas zweitgrößten See nach San Juan de la Laguna, einem der ruhigeren Dörfer. San Juan liegt umgeben von Kaffeeplantagen und ist bekannt für seine Textilwaren und seine Malereien (an vielen Wänden und als Kunstgewerbe). Besonders in unserer Herberge Mayachic haben wir uns richtig wohlgefühlt, da dort viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wird. Das schmeckt man beim vegetarischen Essen und das sieht man an den Häuschen, komplett mit Solarenergie und Komposttoilette ausgestattet. Bei den kühleren Temperaturen nach Sonnenuntergang (knapp unter 10 Grad in 1560 m überm Meeresspiegel) haben wir die Maya-Sauna, genannt Temazcal, genossen - eine Art Dampfbad, welches mit Holz eingeheizt wird und von den Maya für spirituelle Reinigung genutzt wurde. 
Von San Juan aus haben wir mit dem Boot einige der anderen Orte am See erkundet. Auf einer geführten Wanderung von Santa Cruz nach San Marcos boten sich uns wunderschöne Ausblicke auf den See, das bergige Umland und viele Wildblumen. In San Marcos gibt es einen Naturpark, wo man von einem Podest in den See springen kann. Das Wasser ist sehr klar und gar nicht mal so kalt. San Marcos, der "Hippie-Ort",  hat tatsächlich den besten Blick auf die drei in der Nähe des Sees befindlichen Vulkane, ist jedoch sehr esoterisch getüncht. Der bekannteste Ort San Pedro war uns ebenfalls viel zu touristisch, sodass wir immer wieder glücklich in das kleine verschlafene San Juan zurückkehrten.