Im alten ausgemusterten amerikanischen Schulbus ging es bei karibischen Rhythmen in das grüne Hinterland von Belize. Wir passierten die unscheinbare Hauptstadt Belmopan und ganz viel Grün.
Unser nächstes Ziel war San Ignacio, wo wir in der wunderschönen Maya Mountain Eco-Lodge sehr herzlich aufgenommen wurden. Rings um unser kleines Häuschen im Dschungel tummelten sich oft Eichhörnchen, Kolibris undnviele andere Tierchen. Besonders das sehr abwechslungsreiche und landestypische Essen, was zum Großteil im eigenen Garten kultiviert wurde, hat uns begeistert. Auch über die Pflanzenwelt und deren vielfältige Nutzung gerade auch im medizinischen Bereich haben wir einiges lernen dürfen. Viele der Einheimischen, die wir getroffen haben, sind sehr stolz auf die Naturschätze ihres kleinen Landes. Schon lange stehen weit über 40% der Land- und Meeresfläche als verschiedene Reservate oder Schutzgebiete organisiert unter Schutz.
Als kulturelle Höhepunkte haben wir die Maya-Ruinen von Caracol und Xunantunich besichtigt.
Nach Caracol kommt man nur mit einem guten Allradfahrzeug, viel Zeit (2h für knapp 60km) und einem Guide. Unser Guide John hat uns einen tollen Einblick in die Geschichte, Tier- und Pflanzenwelt sowie ein Gefühl für die gigantischen Ausmaße einer der größten Mayastätten gegeben. Caracol bedeutet übersetzt Schnecke und hat seinen Namen bekommen aufgrund der großen Anzahl an Schneckenhäusern, welche überall zu finden sind. Die ganze damalige Stadt umfasste über 200km2 und über 150.000 Einwohner (doppelt so viele wie die größte Stadt Belize-City heute). Mit über 36.000 bisher entdeckten Strukturen ist es die umfangreichste historische Mayasiedlung, wobei aber nur etwa 3% freigelegt sind. Der Sky Palace Canaa ist mit seinen 43m bis heute das höchste Gebäude in Belize. Durch den mehrstufigen Aufbau ist der Blick nach unten aber nicht ganz so angsteinflößend wie in Xunantunich.
Überraschenderweise waren wir fast die einzigen Menschen den ganzen Tag, abgesehen von den Armeeposten, welche die grüne Grenze zu Guatemala absichern. Es geht wohl primär darum zu verhindern, dass wertvolle Tiere und Pflanzen entwendet werden. Denn der Blick nach Guatemala zeigte leider deutlich, dass dort der Wald bereits komplett gerodet wurde.
Um den langen Rückweg etwas aufzuteilen haben wir noch eine der Hunderten Höhlen besucht und sind zum Sonnenuntergang eine Runde im Fluss baden gegangen. Von sehr freundlichen Einheimischen haben wir sogar ein kühles Bierchen dazu geschenkt bekommen ;)
Insgesamt empfanden wir die Leute in Belize als extrem freundlich und hilfsbereit; hier grüßt man sich noch gegenseitig und wir haben alles als erfrischend unaufdringlich wahrgenommen. Zu keinem Zeitpunkt wollte uns irgendjemand übers Ohr hauen und die Preise waren zur Abwechslung mal wie im Reiseführer angegeben stabil oder sogar günstiger. Insgesamt ist Belize aber natürlich etwas teurer als die umliegenden Länder, weshalb viele Rucksackreisende einen Bogen um dieses wunderschöne kleine Land machen.
In San Ignacio haben wir außerdem ein Iguana Sanctuary besucht, wo grüne Iguanas aufgenommen und aufgepäppelt werden, bevor die vegetarischen Echsen dann wieder in die Freiheit entlassen werden. Diese kleinen Krabbler sind leider bedroht, da sie zum Teil als Haustier oder potenzielles Grillfleisch von Einheimischen benutzt wurden.
Zur Maya-Stätte Xunantunich kommt man einfach mit dem Bus, einer kostenlosen handbetriebenen Flussfähre und einer kleinen Wanderung. Schon auf den ersten Metern des Parkes haben wir ein Pärchen Tukane, Brüllaffen und sogar eine Tarantel beobachten dürfen. Die Siedlung Xunantunich hatte ihren Höhepunkt in der klassischen Periode um 800AD. Am eindrucksvollsten ist die ca 40m hohe Ruine, die El Castillo genannt wird. Der 360-Grad-Blick von dort oben über die Umgebung ist wirklich atemberaubend - genau wie der Auf- und Abstieg.
Überraschenderweise wurden wir Zeugen davon, wie ein Brüllaffe beim Sprung durchs Geäst samt Ast ca. 15m in die Tiefe gestürzt ist. Danach war der Kleine ganz schön benommen, aber glücklicherweise schien er es ohne größere Verletzungen überstanden zu haben.
Nach all dem Klettern haben wir noch das berühmte Gericht mit der "royalen Ratte" (Gibnut) verkostet, was wirklich sehr lecker in einer Art Gulasch zubereitet wurde. Und auch die kleine Maya-Stätte Cahal Pech haben wir uns noch angeschaut.
Zum Abschluss sind wir in die Maya-Unterwelt abgestiegen in die Höhle Aktun Tunichil Muknal (kurz ATM-Cave). Wie viele der umliegenden Höhlen wurde diese von den Maya als Kultstätte genutzt, da sie Höhlen als Eintrittspforten in die Unterwelt sehen. Bevor man bei den Maya in den "Himmel" aufsteigt und vielleicht irgendwann wieder auf die Erde kommen darf, muss man durch die Unterwelt - wobei an beiden Orten mehrere Prüfungen auf einen warten bevor man jeweils ein Level aufsteigt. Neben Menschen und Tieren haben auch handgemachte Gegenstände für die Maya eine Seele, welche nur "weiterreisen" kann, wenn man sie frei lässt - deshalb hat auch jeder Tonkrug mindestens einen kleinen handgemachten Sprung irgendwo.
Die gesamte Tour war richtig spannend und mystisch. Es ging schwimmend und kletternd erst durch den Fluss und dann durch die Höhle, bis wir nach vielen unterirdischen Metern die früheren Opferstellen erreichten. Neben wunderschönen Felsformationen, Stalagtiten und Stalagmiten kann man da noch Orginalskelette und erhaltene Opfergefäße sehen. Man wandelt sozusagen direkt durch archäologische Fundstücke. Leider ist es nicht mehr erlaubt Fotoapparte o.Ä. mit hineinzunehmen, da schon mehrfach unvorsichtige Touristen ihre Kameras auf die Fundstücke fallen lassen haben...
Wir werden uns aber auch so auf jeden Fall an diese einmalige Tour erinnern...